Am Freitag Morgen hat Timmy es sich richtig gegeben – er kam mit einer zerkratzten Nase und zwei mehr oder weniger blutigen Vorderpfoten nach Hause.Vermutlich mal wieder Pinky, zu dessen Revier ja bisher unser Garten gehörte. Als ich am Mittag von der Arbeit heim kam, hinkte der Kater und entwickelte offenbar Fieber, denn er hatte einen warmen Kopf und ganz rote Ohren.
Also ab zur Tierärztin. Glücklicherweise hatte ich, wie der Zufall es will, am Vortag die Katzenbox meiner Schwiegereltern geholt (den Korb von seinen Vorbesitzern, der ja eigentlich ein Hundetranportkorb ist, hatte ich schon zurückgebracht).
Bei der Tierärztin hat er erstmal ein Antibiotikum und ein Schmerzmittel gespritzt bekommen, danach mußte er dann auch noch leicht sediert werden, da er partout niemanden an die eine Wunde lassen wollte. Wie sich herausstellte war es eine ganz schön große Bißwunde, die mit drei Metallklammern getackert werden mußte. Anschließend gab es einen schicken blauen Verband und die vierte Spritze zum wieder Aufwecken.
Natürlich hat Timmy sich für diese Aktion zielsicher einen besonders passenden Tag ausgesucht: Direkt vom Tierarzt ging es weiter zum Bahnhof, einen Freund abholen, der aus Hamburg angekommen war. Zusammen mit diesem wollten wir zweieinhalb Stunden später nach Siegen fahren, wo wir uns für das Wochenende verabredet hatten. Da da kam uns dann schon der Gedanke, ob wir angesichts der Situation überhaupt wegfahren wollten. Aber die Tierärztin fand nichts dabei, also haben wir Scotty bei der Nachbarin abgeliefert, sie hinsichtlich des Katers instruiert (nicht rauslassen, erst Samstag wieder füttern, heute ist ihm noch von der Narkose schlecht, meine Telefonnummer, Telefonnummer der Tierärztin, nur für alle Fälle) und sind ins Wochenende entschwunden.
Und natürlich ist alles gut gegangen, und wäre es vermutlich auch dann, wenn wir NICHT am Samstag angerufen hätten um zu fragen, wie es steht… 🙂 Zwar war der Verband schon Samstag Morgen nicht mehr dran, und von den Klammern war, als wir heute wiederkamen, auch nur noch eine drin, aber dem Kater ging es bestens – zumindest aus unserer Sicht. Timmy selber ist ziemlich genervt, weil er nicht raus darf (er hat es natürlich vorhin trotzdem geschafft, raus zu wutschen…).
Außderdem bekommt er jetzt nichts mehr zu Fressen, damit er ordentlich Hunger entwickelt. Sonst sehe ich keine Chance, nachher die Tablette mit dem Antibiotikum in ihn hinein zu bekommen. Denn dieses Tier ist alles außer verfressen. Das verbessert seine Laune natürlich auch nicht wirklich. Vorhin schaue ich rüber in die Küche, da sitzt Timmy auf der Arbeitsplatte, schaut mich herausfordernd an und schmeißt mit einem gezielten Tatzenhieb erst eine Dose und dann ein Küchensieb runter. 🙂
Ausgesprochen rührend fanden wir ja, daß der Kater, dem am Freitag Nachmittag von der Narkose noch übel war, zum Kotzen immer extra ins Katzenklo gelaufen ist. Von anderen Katzen bin ich es gewohnt, daß sie das irgendwo auf dem Teppich machen.
Ich denke, das mit Timmy und Pinky wird sicht jetzt zuspitzen. Am Montag hatte der andere schon groß, stark und selbstbewußt vor der Terrassentür gesessen und herausfordernd hereingestarrt. Drinnen hockte Timmy und maunzte in kurzen hohen Tönen und klapperte mit den Zähnen – bis Scotty die Sache bemerkte und laut bellend an die Tür donnerte. Da war Pinky natürlich weg. Ich sehe schon vor meinem inneren Auge, wie Timmy bei der nächsten Begegnung mit seinem Widersacher nur lässig meint: „Versuch’s doch mal, dann hole ich meinen großen Bruder…“ 🙂