Vögel am Fluß

Feldweg. Rechts windet sich der Fluß, links brüten Wiesen in der Hitze. Zwei Hasen mümmeln im Gras, vor der Herde grasender Nilgänse fallen sie kaum auf. Hinten, über dem Gerstenfeld, schießen Kibitze durch die Luft. Es sind so viele, das muß schon die erwachsene Brut sein. Ein Wind kommt auf und trägt die Witterung der Hunde zu den Hasen, die darauf das Weite suchen – unaufgeregt, bei diesen Temperaturen sollte man nichts übertreiben. Die Nilgänse fliegen auf und verlagern ihr Tätigkeitsgebiet rüber zum See.

Eine Nilgans dreht und fliegt in die entgegengesetzte Richtung zum Fluß. Sie gesellt sich dem Schwan zu, der dort auf dem Wasser schwimmt. Von jenseits des Flusses kommen mit pfeifenden Fluggeräuschen mehr als 20 Schwäne herangeflogen. Über dem Wasser teilen sie sich auf – ein Geschwader von vier Tieren wendet sich nach rechts und folgt dem Flußlauf, die anderen drehen eine Schleife und landen, mit den Füßen voran im Wasser abbremsend, auf dem Fluß bei ihrem Artgenossen und der Gans. Weiter hinten ziehen mit majestätischen Flügelschlägen krächzend einige Graureiher vorbei.

Da vorne macht der Fluß eine Biegung. Über ihm, vor der Kulisse des alten, kleinen Vulkans mit dem beschaulichen Städtchen auf seiner Spitze, jagen sich einige Möwen gegenseitig hin und her. Ein Bussard dreht über den Wiesen seine Kreise. Während die Hunde ebenfalls nach Mäusen suchen, erinnere ich mich zurück an den Frühling und an den Anblick der Störche, die in sieben, acht Tiere starken Gruppen dort einfielen. Es sieht gut aus für die Hunde und den Bussard, dies ist endlich mal wieder ein gutes Mäusejahr. Ein Frosch quakt. Der Wind wird stärker – Zeit, umzudrehen.

Über den Hügeln, die wir bis eben im Rücken hatte, haben sich bleigraue Wolken zusammengezogen, die die Sonne bedrohen. Das Gerstenfeld leuchtet unwirklich golden vor dem Anthrazit des Himmels, das Grün der Weiden am Fluß und der vom niedrigen Wasserstand freigelegten Wasserpflanzen gewinnt an Intensität. Ein Stück den Weg zurück schwimmen noch einige der Schwäne zusammen mit der Nilgans gemächlich vor sich hin.

Der Wind hat jetzt aufgehört. Es ist drückend geworden, und still. Die Sonne schickt als letzten Gruß einen Strahlenkranz über den Rand der mächtiger werdenden Wolkenberge. Plötzlich breiten die Schwäne die Flügel aus, laufen ein Stück über das Wasser und erheben sich in die Luft. Der Gans scheint das erst gar nicht aufzufallen. Erst nach einigen Sekunden blickt sie in Richtung ihrer davonfliegenden Gefährten, bricht in lautes Geschrei aus, fliegt hinterher, überholt die viel größeren Vögel und fliegt vor ihnen vorbei und zurück zum Fluß. Und die Schwäne? Die drehen ebenfall bei und folgen ihr zurück zum Wasser.

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Nein, ich hatte bei diesem Spaziergang im Amöneburger Becken natürlich keinen Photoapparat dabei. Das Mal davor schon, da waren die Gans und der Schwan aber nicht da, deretwegen ich den Apparat mit hatte, weil ich die beiden ein paar Tage zuvor dort hatte gemeinsam schwimmen sehen 🙁

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