Die Morgengabe

Heute Morgen erwachte ich zu gewohnter Zeit, erinnerte mich, daß ich noch ein wenig im Bett bleiben konnte, und wollte nur kurz aufstehen, um einem morgendlichen Bedürfnis nachzugeben. Bevor ich aber die Augen richtig aufgemacht und  die Decke zurückgeschlagen hatte, hörte ich es vor meinem Bett miauen. Da ich mir – bei aller einer Katze gegenüber gebotenen Inkonsequenz – fest vorgenommen habe, unter keinen Umständen jemals bei Timmy den Eindruck zu erwecken, er könne mich früher aus dem Bett holen, wenn ihm danach ist, blieb ich ihm und meiner Blase gegenüber hart und unter der Deck liegen.

Nachdem die Maunzerei aufgehört hatte und über eine längere Zeit Ruhe eingekehrt war, stand ich schließlich auf um mich ins Bad zu begeben, und da sah ich, was der Kater gewollt hatte: vor meinem Bett lag eine Frühstücksüberraschung – eine tote Maus! Timmy hatte vor der Schlafzimmertür offensichtlich nur darauf gewartet, daß mir seine Morgengabe endlich auffiel, denn er kam umgehend reingetrabt und strich schnurrend um mich herum.

Nachdem ich ihm ausgiebig und gebührend für die Maus gedankt hatte, trug ich sie, vom Kater dicht gefolgt, nach unten und legte sie in seinen Napf. Das betrachtete er allerdings als Aufforderung, die Beute im Hausarbeitsraum durch die Gegend zu schleudern, daher beförderte ich sie ganz prosaisch nach draußen auf die Terasse und überließ es dort dem Kater, was er weiter damit anstellen wollte.

Anschließend brachte ich endlich den überfälligen Toilettengang hinter mich und verzog mich noch mal ins Bett. Als ich später wieder runter kam, war die Maus verschwunden – ich vermute mal, im Katermagen.

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